Fokusthema

Die 16 Aktionstage finden jährlich vom 25.11.-10.12. statt. 2024 wird der Fokus auf das Thema «Wege aus der Gewalt» gelegt.

Geschlechtsspezifische Gewalt ist Alltag
Die überwiegende Mehrheit aller Frauen erfährt mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt. Geschlechtsspezifische Gewalt ist in der Schweiz, was viele Frauen, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen bereits wissen, alltäglich, und die polizeiliche Statistik erfasst nur einen Bruchteil davon.
Nach wie vor ist geschlechtsspezifische Gewalt ein Tabuthema in unserer Gesellschaft in der betroffene Menschen noch immer Angst haben müssen, mindestens eine Teilschuld an den erlebten Übergriffen zugeschrieben zu bekommen, ihnen das Erlebte nicht einmal geglaubt wird oder es als «Beziehungsdrama» verharmlost wird. Dieser Umstand trägt wesentlich dazu bei, dass nur rund die Hälfte aller Gewaltbetroffenen überhaupt mit jemandem darüber spricht und noch viel weniger zur Polizei gehen.
Die ungleiche Verteilung von Einkommen, Ressourcen, Bildungschancen und weitere Unterdrückungsformen, wie Geschlecht, Sexualität, Behinderung, etc., beeinflussen das Risiko, Gewalt zu erfahren, zusätzlich und machen Personen verletzlicher.
Geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierungen sind weder private Probleme noch Einzelfälle, sondern Ausdruck einer patriarchalen Gesellschaft. Auch die Istanbul-Konvetion bezeichnet traditionelle – und damit patriarchale – Geschlechterrollen als mitverantwortlich für geschlechtsspezifische Gewalt.

Jede Gewalterfahrung und jeder Weg aus der Gewalt sind unterschiedlich und individuell. Die Prävention und die Gewalt zu stoppen muss aber kollektiv erfolgen. Deswegen ist wichtig, wie wir als Gesellschaft auf Gewalt reagieren. Denn das hat einen Einfluss darauf, ob Gewalt verhindert werden kann und wie stark Betroffene unterstützt werden können. 

Solidarisieren wir uns mit Gewaltbetroffenen
Wir müssen uns aktiv und gemeinsam für eine gewaltfreie Gesellschaft einsetzen. Der Weg aus der Gewalt liegt nicht in der alleinigen Verantwortung der Gewaltbetroffenen. 

Die Frauenhäuser in der Schweiz sind massiv überlastet und in Geldnot. Wir brauchen vier Mal mehr Frauenhausplätze! Unterstützungsangebote wie Opferberatungsstellen, Frauenhäuser und weitere spezialisierte Anlaufstellen müssen dringend ausreichend finanziert werden. Die Unterstützung muss inklusiv und barrierefrei für die ganze Bevölkerung zugänglich sein. Jede Fachperson, die mit Gewaltbetroffenen Kontakt hat, muss dafür speziell geschult werden.  
Gewalt ist nie ok. Sie ist keine Privatangelegenheit, sie geht uns alle an. Die breite Bevölkerung muss dafür sensibilisiert werden, nur so wird Nulltoleranz gegenüber Gewalt immer mehr zum Konsens. 

Gemeinsam sind wir stark
Wenn wir uns zusammenschliessen und Veränderungen einfordern, werden Verbesserungen möglich. Die Reform des Sexualstrafrechts hin zu «Nein heisst Nein» und die Möglichkeit, sich zu trennen, ohne den Aufenthaltsstatus zu verlieren, sind aktuelle Beispiele dafür. 

Doch der öffentliche Einsatz gegen Gewalt kann auch zu mehr Gewalt führen und den «Gender Backlash» weiter vorantreiben. Patriarchale Strukturen, die Abwertung von Frauen und ungleiche Machtverhältnisse bilden den Nährboden für geschlechtsspezifische Gewalt. Wir müssen uns alle für eine gewaltfreie Gesellschaft einsetzen. 

Geschlechtsspezifische Gewalt passiert innerhalb unserer gesellschaftlichen Strukturen immer und immer wieder. Wir sind alle in kollektiver Verantwortung, geschlechtsspezifischer Gewalt etwas entgegenzusetzen und sich nach Möglichkeit zu verhindern. Um strukturelle Gewalt aktiv abbauen zu können, müssen wir damit beginnen, sie anzuerkennen und sichtbar zu machen. Das heisst, wir müssen individuell und kollektiv uns über das Thema bilden, um in langfristiger Reflexion Rollenbilder gemeinsam zu überwinden. Dabei ist wichtig geschlechtspezifische Gewalt intersektional zu denken. Verantwortung zu übernehmen heisst nicht nur hinzuschauen, sondern auch aktiv Betroffene zu unterstützen.

Wege aus der Gewalt
Mit diesem Fokus soll beleuchtet werden, was es braucht, um Gewalt zu verhindern und Gewaltbetroffene darin zu unterstützen ein gewaltfreies Leben zu führen. Dabei werden individuelle Unterstützungen sowie auch strukturelle und kollektive Verantwortungsübernahme betont. Um Gewalt zu verhindern und Betroffene adäquat zu unterstützen, braucht es gesellschaftliche Veränderungen, ausreichend finanzielle Mittel und eine Verbesserung der rechtlichen Situation.

Geschlechtsspezifische Gewalt ist Teil eines Kontinuums, das von banalisierten bis hin zu tödlichen Gewalttaten reicht: Abwertung, Belästigung, psychische Gewalt, Vergewaltigung oder auch Feminizid. Diese Taten sind nicht isoliert, sondern grundsätzlich durch eine gemeinsame Basis verbunden: fehlende Gleichstellung und patriarchale Strukturen. Aus diesen Gründen müssen die Präventionsbemühungen alle Formen geschlechtsspezifischer Gewalt unterschiedslos berücksichtigen und in alle Felder, wo Menschen zusammenkommen, greifen.

Mit den Aktionstagen wollen wir diese Themen ins Zentrum rücken, Unterstützungsangebote bekannter machen, gesellschaftliche Verantwortung übernehmen sowie Sensibilisierung und Prävention stärken.

Was kannst du tun?

Setz auch du dich ein! Nimm an Veranstaltungen und Aktionen der Kampagne teil. Sprich über Gewalt - sei es in der Familie, mit deinen Freund*innen oder Bekannten, bei der Arbeit oder in den sozialen Medien #16tage.

Starte deine eigene Aktion, als Einzelperson oder mit deiner Organisation. Es gibt viele Möglichkeiten: Unser Material aufhängen oder verteilen, öffentliche Gesprächsrunden organisieren oder dich künstlerisch gegen psychische Gewalt einsetzen. Nur gemeinsam können wir unsichtbare Gewalt sichtbar machen.

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